| 
Hatto Zeidler
 
 
Meine  Familie stammt väterlicher- seits aus Wildstein bei Eger, mütter- licherseits aus Tangermünde an der Elbe. In Saaz habe ich lesen und schreiben gelernt.            
 Das war im Schuljahr 1944/45. Doch dann ging es mit dem Pferdefuhrwerk  bis nach Eberbach am Neckar. Das lag in der amerikanische Besatzungszone. Dort ging ich bis zum Abitur 1957 in die Schule.  
Noch als Schüler lernte ich  von meinem Vater alle Geheimnisse der Holzschnitzerkunst. Ich gebe aber zu, daß  es mir trotz aller Bemühnungen nie gelungen ist, den Schneiden der Schnitzmesser eine  derartige Schärfe zu geben, wie dies dem Vater mit größter  Selbstverständlichkeit gelang. Diese Schärfe war aber die Voraussetzung dafür,  daß man beispielsweise Krippenschafe mit Beinen schnitzen konnte, halb so dick  wie ein Streichholz und noch dünner. 
  Nach  dem Schulabschluß riet mir der Vater zu einem möglichst kurzen Studium, schon  im Hinblick auf meine fünf Geschwister.
  Also wurde ich Lehrer und blieb es 45 Jahre lang, zuerst  15 Jahre an der Volks- und der Realschule, danach 30 Jahre lang an der  Pädagogischen Hochschule. Nebenher habe ich Kunstgeschichte, Erziehungswissenschaften und Soziologie   studiert  und das Studium  mit einer Promotion abgeschlossen.  
Natürlich habe ich auch immer geschnitzt, später  auch größere und sogar ganz große Figuren modelliert, aus Stuck, aus Kunststoff,  aus Bronze. 
  Die größten Stuckfiguren habe ich für die Mannheimer  Jesuitenkirche gemacht. Es sind zwei Engel von 3,50 Metern Größe. Sie stehen  auf dem Hauptgebälk des wiederhergestellten Hochaltars. Jeder ihrer Flügel ist  so groß wie ein Steinway- Konzertflügel. 
Was ich immer noch nicht kann, sind die Krippenschafe mit den extrem  dünnen Beinchen, wie sie mein Vater in so unübertrefflicher Weise  zustandebrachte. Trotzdem ist es mein Traum, eine große bewegliche Krippe zu  schnitzen. Das Holz dafür habe ich schon. 
 | 
Christoph Zeidler
 
 
Ich bin in Ludwigshafen geboren.  
Als Kinder gehörten mein Bruder und ich der Playmobil- Fraktion  an. Die andere Fraktion war die Lego-Fraktion. Aber Lego war uns  beiden viel zu eckig. 
 Wir errichteten aufwendige Playmobil- Installationen  im elterlichen Garten, deren Überreste zuweilen noch heute bei Gartenarbeiten  ans Tageslicht befördert werden. 
  Im Sommer warteten wir ungeduldig auf das Klingeln des  Eismobils Dolomiti, das jeden Tag pünktlich um 14 Uhr zu uns aufs Dorf  gefahren kam. Meine Lieblingseissorte war Waldmeister. Die meines  Bruders Zitrone. Eine Kugel Eis kostete damals 20 Pfennig. 
  Meine Lieblingszeichentrickserie war Captain Future.  Ich habe mir sein Raumschiff, die Comet, aus Pappmaché nachgebaut und  bin damit quer durchs All gedüst. Das alles war in den Siebzigern. 
  In die Schule bin ich nur widerwillig gegangen. Glücklicherweise übte mein Vater Nachsicht und schrieb mir zahllose  Entschuldigungen, die allesamt mit den Worten begannen :„Wegen eines grippalen  Infekts konnte Christoph...“. An diesen Tagen konnte ich mich den  wesentlichen Dingen des Lebens widmen, z.B. ausschlafen, ins Schwimmbad gehen  oder Romane lesen.  
  
Bildhauerei habe ich an der Kunstakademie Düsseldorf studiert. Unsere  Klasse war in den Räumlichkeiten untergebracht, wo einst Joseph Beuys  unterrichtete. Dort roch es weder nach Fett noch nach Filz, sondern es stank nach alter Zigarettenasche. Ich habe  den Titel „Meisterschüler“ erworben und arbeite jetzt selbständig. |